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Bioland

Warum Bioland?

Hochwasserkatastrophen, Klimaerwärmung, Erosion, Dürren, Waldbrände und Wirbelstürme: Die Zahl der Naturkatastrophen wächst dramatisch. Täglich verschwinden 86 Mio. Tonnen fruchtbarer Erde durch Erosion. Täglich nehmen die Wüstenflächen der Welt um 30.000 Hektar zu. Seit 1990 sind die globalen CO2-Emissionen um weitere 8 Prozent gestiegen. Die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts waren die wärmste Dekade seit Beginn der Da- tenaufzeichnung 1861. Es ist heute schon wärmer als je zuvor in den letzten 16.000 Jahren.

Das Klima retten, die Natur für die nächsten Generationen erhalten –dazu kann die Landwirtschaft einen bedeutenden Beitrag leisten. Den größten Effekt bringt eine Umstellung auf den Öko-Landbau. Öko-Bauern verbrauchen zwei Drittel weniger Energie, sie reduzieren den Nitrataustrag um bis zu 77 Prozent. Die Bodenerosion auf Öko-Flächen tendiert gegen Null, die Arten- vielfalt ist um ein vielfaches höher, der Boden ist lebendiger. Keine Belastung des Wassers mit Pestiziden, minimierte Treibhausgas-Emissionen: Dies alles sind Teile der stolzen Bilanz des Ökologischen Landbaus. Die nachfolgenden Informationen stammen aus den kürzlich erarbeiteten „Gräfelfinger Thesen“ des Anbauverbandes Naturland.

 Biobäcker seit 25 Jahren

Redaktioneller Beitrag im NDR Radio 2011

Ernährung und Nachhaltigkeit

Was wir einkaufen, was wir essen, hat einen bedeutsamen Einfluss auf die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft. „Wir Menschen müssen uns bewusst machen, dass Nahrungsmittelproduktion und Nahrungsmittelkonsum zwei Seiten derselben Münze darstellen“, fordert der Kölner Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Lackmann. Für Verbraucher in Europa bedeutet dies eine Überprüfung ihrer Ernährungsgewohnheiten. Auch gesundheitliche Aspekte müssen einbezogen werden. Um den Ökologischen Landbau auszuweiten, ist es notwendig, dass sich mehr Konsumenten für seine Produkte entscheiden. Der Preis für Öko- Produkte wird dabei immer wieder diskutiert.

Fakt ist, dass deutsche Konsumenten seit Jahren sinkende Lebensmittelpreise gewohnt sind. Der Anteil der Kosten für Ernährung an den gesamten Ausgaben der Verbraucher lag noch nie so niedrig wie heute. In den 1950er Jahren lag er bei 33%, 1970 bei 23% und 1991 nur noch bei 16%. Die Folgekosten dieser billigen Ernährungsweise finden in diesen Preisen allerdings keinen Niederschlag. Kostenfaktor Num- mer eins sind die Belastungen der Gesundheitssysteme, die durch eine fal- sche Ernährung verursacht werden. Kostenfaktor Nummer zwei ist die Bela- stung von Umwelt und Klima durch eine intensive Landwirtschaft. Die entstehenden Folgekosten werden entweder über Steuern auf die Allgemeinheit übertragen oder auf die Bauern oder auf zukünftige Generationen abgewälzt. Eine generelle Umsteuerung dieser Situation ist mit einer Änderung der EU- Agrarpolitik möglich.

Doch Verbraucher müssen nicht auf Entscheidungen aus Brüssel warten. Sie können jederzeit selbst abstimmen: an der Kasse, mit der Wahl ihrer Lebensmittel. Zwingen kann man niemanden zu einer Änderung von Konsumgewohnheiten und Ernährungsstil. Doch die Fakten zur Nachhaltigkeit von Ökologischen Landbau können Denkanstöße geben

Der Begriff Nachhaltigkeit

Ursprünglich stammt der Begriff „Nachhaltigkeit“ aus der Forstwirtschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Im frühen 20. Jahrhundert wurde er in der Fi- schereiwirtschaft eingeführt und hielt schließlich 1987 aufgrund des Berichts der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung „Our Common Future“ als „sustainable development“ Einzug in den Sprachgebrauch der Weltöffentlichkeit atte Nachhaltigkeit in der Forst- und Fischereiwirtschaft noch eine klar um- rissene Zielsetzung – nur soviel Holz zu schlagen, wie wieder nachwachsen kann, beziehungsweise die Fischpopulation nicht durch Überfischen zu ge- fährden – wird die Verwendung des Begriffes später immer unpräziser. „Klas- se statt Masse“ lautet – stark vereinfacht – der Anspruch, der im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung an die Landwirtschaft der Zukunft gestellt wird.

Wie wichtig eine neue Qualität im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung für den Bereich der Landwirtschaft ist, zeigt ein Blick auf die Bedeutung, die Land- wirtschaft als Umweltfaktor hat.

Das volle Biokorn

- der Gesundheit und Umwelt zuliebe

Vollkorn:

Darunter versteht man die Körner mit ihrer Schale, also mit der Kleie. Es wurden von dem Getreide nur die Grannen und Spelzen entfernt. Vollkorn hat viele essentielle Fettsäuren und gilt deshalb als gesundheitsfördernd. Vollkornmehl hat keine Typzahl, wie Auszugsmehle.

Boden

BodenEROSION

kann ein erhebliches Problem für Gewässer darstellen. Die Erde, die von erodierenden Flächen in Bäche, Flüsse und Seen geschwemmt wird, enthält u.a. Humusbestandteile, Phosphor und Agrar-Xenobiotika. So belastet, kann sie Gewässer kontaminieren. Im Ökologischen Landbau ist der Abtrag von Boden durch Abschwemmung deutlich geringer. Öko-Bauern stabilisieren ihren Boden durch weite Fruchtfolgen mit einem vielfältigen Kulturartenspektrum, durch Untersaaten und Zwischenfrüchte. Der Boden ist dicht durchwurzelt und wird nach jedem Eingriff durch Ernte oder Bodenbearbeitung immer wieder rasch bedeckt.

Der Ökologische Landbau

erfordert mehr Arbeitskräfte als die konventionelle Landwirtschaft. Begründet ist dies z.B. durch die aufwändigere Tierhaltung, mehrfache Ernte von Futterleguminosen oder mechanische Wildkrautregulie- rung. Zwar wird auch im Ökologischen Landbau mit modernen Maschinen gearbeitet, vieles ist und bleibt aber Handarbeit. Das Potential für die Landwirtschaft in Deutschland wird bei der Umstellung auf den Ökologischen Landbau mit 90.000 neuen Arbeitsplätzen beziffert. Gesamtgesellschaftliche Verantwortung Öko-Bauern, -Winzer, -Gärtner, -Waldbesitzer, das ökologische Lebensmittelhandwerk und die Verarbeiter ökologischer Lebensmittel sind durch Richtlinien verpflichtet, auf definierte Argarchemie und Zusatzstoffe zu verzichten. Rückstandskontrollen sind im gesetzlichen Rahmen definiert. Der Systemansatz des Ökologischen Landbaus wurde von den privatrechtlich organisierten Ökologischen Landbau-Verbänden mit der Definition von Richtlinien geleistet

Ein Öko-Produkt definiert sich nicht dadurch, dass es (nach Analyse) frei ist von dem einen oder anderen Zusatzstoff- oder Pestizidrückstand. Es definiert sich vielmehr durch die Art seiner Erzeugung, der Verarbeitung und seines gesamten Wegs vom Acker bis auf den Ladentisch. Dabei muss sich natürlich auch ein Öko-Produkt dem Lebensmittelrecht unterwerfen, Grenzwerte, Qualitäts- und Hygienestandards erfüllen. Die rasante Steigerung des Käuferpotentials für ökologisch erzeugte Le- bensmittel von mageren 5% in den 80er Jahren auf 35% regelmäßige Käufer und 51% Gelegenheitskunden in 1996 spricht für die hohe Produktqualität. Öko-Lebensmittel schmecken besser – davon sind immer mehr Menschen überzeugt. Nach allen Studien der Lebensmittelwirtschaft der vergangenen zehn Jahre ist es der Geschmack, der bei der Speiseplanung unangefochten die größte Rolle spielt. Nur was Genuss verspricht, kommt auf den Tisch – allein aus Umweltschutzaspekten kauft niemand ein Produkt.

Erhalt bzw. Mehrung biologischer Vielfalt

Landwirtschaftliche Produktion berührt die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt und die Vielfalt an Lebensräumen. Um die biologische Vielfalt zu erhalten und wenn möglich zu mehren, muss eine nachhaltige Landwirtschaft eine geringst mögliche Beeinträchtigung natürlicher Ökosysteme durch ihre Wirtschafts- weise verursachen. Für die Artenvernichtung durch die Landwirtschaft ist die Kombination vieler Faktoren verantwortlich. Dazu zählt in der konventionellen Landwirtschaft der Pestizideinsatz, Stickstoffüberschuss, Entwässerungs- maßnahmen, Beseitigung von Saum- und Kleinbiotopen, von Strukturele- menten wie Weg- und Ackerrainen, Böschungen, Hecken, Feuchtstellen etc. Seit den 50er Jahren hat die Artenvielfalt der Ackerbegleitflora um 30 bis 50% abgenommen – allerdings nur auf konventionell bewirtschafteten Äckern. Im Ökologischen Landbau gibt es einen ganz anderen Trend. Die Begleitflora in Getreide- und Hackfruchtäckern zeigt bei vielen Untersuchungen stets eine bis zu sechsfach höhere Artenzahl als in konventionellen Vergleichsschlägen. Die ökologische Bewirtschaftung führt nach vergleichsweise kurzen Zeiträu- men sogar dazu, dass sich verschwundene gefährdete Arten wieder ansiedeln.

KLIMA

Ökologischer Landbau entlastet die Atmosphäre und schützt das Klima durch energiesparendes Wirtschaften und minimierte Emissionen klimaschädlicher Substanzen. Energiesparen und intelligente Energienutzung gehören zu den Herausforderungen für den Ökologischen Landbau. Öko-Bauern arbeiten ebenso wie ihre konventionell wirtschaftenden Kollegen mit modernen Maschinen. Dennoch verbrauchen sie 65% weniger Energie. Eine Minimierung der Kohlendioxid-Emissionen wird durch das energiesparende Wirtschaften erreicht. Die flächenbezogenen Kohlendioxid-Emissionen sind im Ökologischen Landbau um etwa 60% niedriger als bei den konventio- nellen Kollegen.

Berücksichtigt man, dass die Landwirtschaft insgesamt mit rund 8,5% zum Treibhauseffekt beiträgt, so wäre die Ersparnis bei Umstellung auf den Ökologischen Landbau gravierend. Nach Einschätzung der Enquete-Kommissison „Schutz der Erdatmoshäre“ sind mindestens 50% der klimawirksamen Emissionen der Landwirtschaft durch Umstellung auf den Ökologischen Landbau zu vermeiden. Der Boden stellt mit seiner organischen Substanz eine indirekte CO2-Senke der primären CO2-Senke Pflanze dar. Mit seinen im Vergleich zum konventionellen Landbau höheren Gehalt an organischer Bodensubstanz als Folge ausgewogener humusmehrender Fruchtfolgen mit Feldfutteranbau und Bodenruhe, Stallmistdüngung und bodenschonender Bodenbearbeitung schafft der Ökologischen Landbau auch eine größere Senke für CO2 im Boden.

Sicherstellung der Existenzfähigkeit

Der Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe und der ländlichen Struktur sowie der Beschäftigungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft ist ein wichtiges Krite- rium für eine nachhaltige Landwirtschaft. Der Ökologischen Landbau hat auf diesem Feld viele Pluspunkte zu verbuchen. Er leistet durch seine umwelt- schonende nachhaltige Wirtschaftsweise nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen. Er sichert und schafft auch Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum.

wasser

Zum Erhalt der Produktionsgrundlagen, zur Vermeidung bzw. Verminderung von Umweltbelastungen aller Art trägt der Ökologische Landbau täglich bei – ob es um Wasser, Boden oder Klima geht. Bundesweit beobachten Wasser- versorgungsunternehmen mit Sorge eine hohe Belastung der Wasservor- kommen mit Nitrat und chemisch-synthetischen Pestiziden aus der Landwirt- schaft. Für rund 40% der Einträge von Stickstoff, Pflanzenbehandlungsmit- teln, Kalium, Sulfat und Chlorid in das Wasser kann die konventionelle Land- wirtschaft verantwortlich gemacht werden. Bei den diffusen Stickstoff- Einträgen ist die Landwirtschaft sogar mit 65% dabei.

Der Ökologische Landbau spielt eine wesentliche Rolle in der Diskussion ei- nes flächendeckenden Gewässerschutzes. Mit der engen Koppelung von Fläche und begrenztem Tierbesatz vermeidet der Ökologische Landbau betriebliche Nährstoffüberschüsse. Da leichtlösliche mineralische Stickstoffdün- ger verboten sind, stellt Stickstoff auf ökologischen Betrieben den begren- zenden Faktor dar. Eine Phosphorüberversorgung ist durch Limitierung bei Düngermenge und Düngerart ausgeschlossen. Die Verwendung organo-synthetischer Betriebsmittel und Wirkstoffe ist im Bereich Düngung, Pflanzen- schutz und Fütterung verboten. Deshalb ist eine Gefährdung durch Rückstände in den Gewässern praktisch ausgeschlossen. Der Schlüssel zum sauberen Wasser liegt in den Richtlinien, mit denen im Ökologischen Landbau die Art und Weise der Tierhaltung, die Fütterung, Düngung und Schädlingsabwehr vorgeschrieben werden.

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